Loom Design/Loomates/Indonesia/Bali
Die Webstation des Balian [C]
Bali Board Loom
Die Webstation von Bali in Indonesien zeichnet sich ebenfalls durch eine Kettbrett aus. Das Pfostenwerk ist zu einem standfesten Möbel mit Standschienen angewachsen, die die Mobilität des Webgeräts beschränken. Teils ist das Pfostenwerk gerne reichhaltig mit Schnitzarbeiten verziert. Es gibt aber auch schlicht, funktional gestaltete Modelle ohne solchen Zierrat. Ebenso ist der Einsatz eines ausgeprägten Hüftbaums zu verzeichnen.
Standard Flachkette
Die Flachkette wird wie bei sundanesischen Modellen nach unten abgewickelt. Auch hier wird die Spannung zugleich noch mit den Füssen gegeben; das letzte Erbe der Fusswebstühle.
Balinesische Rundketten
Auf Bali herrscht ein wahres Sammelsurium von Webtechniken, die nebeneinander her bestehen. So findet man neben der nach unten abgewicktelten Flachkette auch Hüftwebstühle mit Rundketten. Wahrscheinlich für die Herstellung von traditionellen Ikat-Stoffen. Bali ist auch einer der wenigen Plätze auf der Welt, wo Doppelikat (Ketten- und Schuss-Ikat) hergestellt wird. Rundketten sind praktisch fast unerläßlich für eine korrekte Herstellung von Ikat-Stoffen. Welches Modell von beiden nun das für Bali üblichere und gar urtümliche darstellt, ist kaum zu beantworten.
Aufbockungen
Indonesische Webstationen tendieren allesamt dazu, die Webstation auf die untergelegte Fuss-Stütze aufzubocken, so das eine leichte des Webstuhls nach hinten entsteht. In Bali kann man wie schon auf Java diverse Methoden der Aufbockung der Webstation beobachten, die bis in die Extreme geht. Manchmal kann man Aufbockungen mittels Steinen oder Holzbalken bis zu 40° beobachten. In diesem Augenblick wird die Fuss-Stütze vor die Unterleg-Steine gedrückt. Ebenso kann Abweichungen beim Einsatz der Fuss-Stütze beobachten, denn viele Weberinnen sitzen im Schneidersitz oder gar auf einem Schemel.
Krallen
Auch die meisten der balinesischen Webstationen weisen Krallen unter den Kettbaumstützen auf.
Webpodest
In Bali kann man wie auch auf der Nachbarinsel Lombok vermehrt den Einsatz von Webpodesten beobachten. Hier greifen die Krallen der Webstation am Rand des Podestes.
Bildquellen:
Ethnische Gruppe: Balinesen (austronesisch) - Bali, Indonesien.
Kategorie: [C] Extern-gestützter, körpergespannter Handwebstuhl mit Flachkette
Gruppe: Webstation | Brettwebstuhl | Rietwebstuhl
Details: Kettbrett; (Kreuzstäbe?); Hüftjoch; Rietkamm; Schwertablage, teils Sitzbänkchen.
Kett-Typ: Flachkette (unterführt)
Balinesische Frauen mit Hüftwebstuhl und Haspel, 1935 (Tropenmuseum -wikimedia)
Zwei Hüftwebstühle für Seidensarongs, Bali 1900-1940 (Tropenmuseum - wikimedia)
Balinesin im Schneidersitz! hinter einem Hüftwebstuhl, Bali, ca. 1920
(Universiteit Leiden - wikimedia)
Weberin mit aufgebockter Webstation vor einem balinesischem Tempeltor (pura), Nord-Bali, 1914/1921
(Tropenmuseum - wikimedia)
Bildquelle:
Balinesische Weberin an einer Webstation mit Hüftwebstuhl, Bali, ca. 1930
(Satake - wikimedia)
Bildquelle:
Balinesische Weberin an einer Webstation mit Hüftwebstuhl, Bali, ca. 1900-1940
(Tropenmuseum - wikimedia)
Bildquelle:
Balinesische Weberin an einer Webstation mit Hüftwebstuhl, Bali, 1918
(Roth - wikimedia)
Bildquelle:
Balinesische Weberin im Damensitz! an einem Hüftwebstuhl, Bali, 1957
(wikimedia)
Bildquelle:
Touristin befreit Geringsing-Hüftwebstuhl von seiner Abdeckung, Bali, 1982 (Hazzard - wikimedia)
Der Webstuhl mit seiner teils schon fertiggestellten Kette wird im Ruhezustand mit einem weißen Tuch abgedeckt, um negative Kräfte fernzuhalten. Es handelt sich um eine auf Bali üblichen Webstation, die auf einem Podest ruht. Die Krallen der Kettbaumstützen halten ihn am Rand des Podests. Unter der Webstation befindet sich eine handgeflochtene Matte. Leider kann man keine Schwertablage entdecken, für die allerdings auf dem äußerst schmal ausfallendem Podest ohnehin kein Platz wäre.
Geringsing ist ein Doppelikat (Kette wie Schuss sind Ikat). Diese Technik findet man nur in Indien, Japan und Bali. In Bali wird sie allerdings nur in dem Dorf Bali Aga ausgeübt. Balinesen untermauern hiermit, dass ihre Priesterkaste einst aus dem Himalaya stammte. Wie die Technik nach hier gelangte, bleibt der Wissenschaft dabei im Unklaren! Sie scheint im 16-17. Jahrhundert im Rahmen eines Handelsnetzes auf dem Höhepunkt des Gewürzhandels nach Bali gekommen zu sein. (Na, da hat aber ein kolonialfreudiger Europäer seine Hausaufgaben nicht gemacht!)
Bildquelle:
Balinesische Weberin an einem besonderen "Rahmenwebstuhl" mit Trittanbindung,
Bali, 1900-1940 (Tropenmuseum - wikimedia)
Die niederländische Beschreibung des Fotos ("Weberin mit Bäumen der Schärkette beschäftigt") ist eindeutig falsch, denn hier wird keine Kette geschärt. Es handelt sich um eine Art Rahmenwebstuhl, wie wir ihn auch in Vietnam wiederfinden. (In English wird dieser Webstuhl teilweise als "stage loom" bezeichnet!) Da die Weberin seitlich von der Kette sitzt, können nur Ketten mit geringer Breite auf diesem Webstuhl gewebt werden. Die Litzenstabaufhängung wie die Weberin bewegen sich beim Fortschreiten der Kette entlang der Bambusstange oben vor. Die Litzenstäbe werden per Trittanbindung durch das Wadenbein der Weberin betätigt.
Bildquelle:
Balinesische Weberin an einem besonderen "Rahmenwebstuhl" mit Trittanbindung,
Bali, 1910-1929 (Tropenmuseum - wikimedia)
Bildquelle:
Balinesische Weberin an einem besonderen "Rahmenwebstuhl" mit Trittanbindung,
Bali, 1910-1920 (Tropenmuseum - wikimedia)
Bildquelle:
Balinesische Weberin an einem "Rahmenwebstuhl" mit Trittanbindung im Tempel,
Ubud, Bali, 1900-1940 (Tropenmuseum - wikimedia)
Bildquelle:
Balinesische Weberin an einem "Rahmenwebstuhl" mit Trittanbindung im Tempel,
Ubud, Bali, 1908 (Tropenmuseum - wikimedia)
Bildquelle:
Balinesische Weberin an einem "Rahmenwebstuhl" mit Trittanbindung,
Bali, 1910-1920 (Tropenmuseum - wikimedia)
Bildquelle:
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